Carnaval de Ecuador – Ein Urlaub mit der ganzen Family

Veröffentlicht: März 9, 2011 in In Ecuador

Karnevalstraditionen in Ecuador – Urlaubsplanungen für die zwei Feiertage – Spaß und ausgelassene Feierei in Mindo – Besuch eines Freibades und indigenen Stammes in Santo Domingo – ecuadorianische Naturbäder

 

Schon seit knapp einer Woche steht Ecuador Kopf. Die Tradition des Karnevals ist allgegenwärtig und zieht sich durch sämtliche Gesellschaftsschichten und Straßen: Wasser und Schaum.

Die auf die indigene Bevölkerung zurückgehende Tradition, die die bösen Mächte und den Teufel austreiben und fernhalten soll ist in diesen heißen Tagen eine faszinierende Belustigungsmethode für die Massen. Spontan fallen mir dazu drei persönliche Beispiele ein:

1.       Meine Wenigkeit auf dem Weg zur Bank und schon beim Betreten fallen mir die Sicherheitsleute auf, die sich tuschelnd nach mir umdrehen. Als ich mich auf dem Weg zur Mall gegenüber befinde, bemerke ich wie ein fester vom Druck beschleunigter Wasserstrahl mit ganzer Kraft meine Backe berührt und mindestens mein gesamtes Gesicht und mein T-Shirt benässt.

2.       Auf der Rückfahrt von Mindo zurück in meinen Heimatsort Tumbaco kommen wir durch viele kleinere Dörfer hindurch, die mit Häusern am Straßenrand versehen sind. Mein Gastvater lässt auf einmal das Auto rollen und scheint den Rückspiegel zu richten. Ich lehne mich lässig aus dem Fenster während meine Gastschwester Sandra neben mir schreit: „Mojale! Moja el Gringo!“ (Macht den Gringo nass!) Zwei Eimer Wasser haben dann den Rest besorgt…

3.       Freitag, der letzte Schultag vor den Faschingsferien ist berüchtigt für seine „Juegos de Carnaval“ (Wasserspiele) Speziell in der Schule wird dann viel mit Obst, Schaum, Eiern, Wasser und was es sonst noch so gibt geworfen. Ausgesprochenes Lieblingsziel der rund 800Schüler ist an diesem Tag der Lehrkörper und so musste ich mich trotz intensiver Gegenwehr und guter Vorbereitung nach rund 30Minuten geschlagen geben….

Ich nach der großen Schlacht in der Schule

Etwa zeitgleich mit den näher rückenden Feiertagen wuchs der Wunsch innerhalb der Familie Wegzufahren und gemeinsam einen Urlaub zu verbringen. Mein Gastvater Oswaldo wollte in den Regenwald, meine Gastschwester Sandra wollte nicht an die Küste, meine zweite Gastschwester wollte nicht in den Oriente und meine Gastmutter und ich wollten an die Küste fahren… Nach einigen Diskussionen, was denn nun das geeignetste Ziel sei entschieden wir uns schließlich für Mindo. Mindo ist ein Naturreservat mit über 400versch. Vogelarten, das eine der höchsten Biodiversitäten weltweit aufweist und bietet mit seinem subtropischen Klima in der Übergangszone zwischen Andenhochland und Küste eine vielfältige Anzahl an Aktivitäten.

Über das Internet buchte ich schließlich für uns sechs (Meine Gasteltern, meine zwei Gastschwestern und der kleine José) eine angemessene Unterkunft, was bei dem Andrang über Karneval definitiv notwendig war.

Am Faschingssamstag ging es schließlich um 7Uhr morgens nach Mindo, wo wir etwa zwei Stunden später ankamen. Einen Zwischenstopp machten wir unterwegs im geobotanischen Reservat „Pululahua“, wo man einen ehemaligen erosionsbedingt eingestürzten Vulkan bewundern kann, der heute nur noch ein saftiges grünes und fruchtbares Tal darstellt. Ein Einsturz eines Vulkanes als Erdoberflächenöffnung in dieser Form ist sehr selten und weltweit einzigartig. Die erste Station in Mindo selbst sollte die Hacienda „Mindo Bonito“ sein, die eine Art „Wohlfühloase“ mit Hängematten, gutem Restaurant, Pool, Rutschbahn und Möglichkeit zu fischen darstellte. Nach einem sehr gutem Mittagessen und ausgiebiger Bestaunung der frei umherschwirrenden Kolibris war unsere nächste Station das sog. „Canopy“. Hierbei wird ein großes Stahlseil von bis zu 1km Länge über den trop. Nebelwald gespannt und man kann diesen mit einer atemberaubendem Geschwindigkeit  überqueren.

Dieser Erfahrung wollten allerdings nur Mina und ich beiwohnen. Der Rest hatte verschiedene Ausreden parat und hatte sich der Partizipation abgeschworen. Ich habe es sehr genossen und kann es nur empfehlen. Direkt daneben befand sich eine Art „Familiencanopy“ an einem hängenden Stahlkorb, den wir dann wieder alle in Anspruch nahmen und der der anderen Version lediglich in Geschwindigkeit nachstand. Auf dem Weg zum Abendessen wohnten wir noch einem Straßenkonzert im Park von Mindo bei, das von einer tanzenden Meute sehr begrüßt wurde und auch spontane Limbowettbewerbe waren an diesem frühen Abend zu beobachten… Nach dem Abendessen beschlossen Mina und ich uns in das Nachtleben von Mindo zu begeben, was einiges zu bieten hatte und so endete dieser Abend bei ein paar freundlichen Mindenos (Einwohner von Mindo) meines Alters im Keller bei einer Familienfeier und Salsatanz…

Am nächsten Tag um 8Uhr morgens (!!) beschlossen meine Gasteltern mit uns ins Küstenstädtchen Santo Domingo zu fahren, um dort den Tag zu verbringen. Wir verbrachten nach 2Stunden verschlafener Fahrt, einen halben Tag in einer Art Freibad mit Sauna, Whirlpool und türkischem Dampfbad und genossen bei Sonnenschein die freie Zeit. Die Stimmung war sogar so ausgelassen, das sich mein 60-jähriger Gastvater todesmutig von einer Hochgeschwindigkeitsrutsche ins kühle Nass stürzte und erst mal Gesprächsstoff beim Meerschweinchen zum Mittag lieferte… Zum Tagesabschluss besuchten wir den indigenen Stamm der „Tsáchillas“, die eine sehr touristische und kommerzielle Tour durch ihr Territorium mit abschließendem Tanz und Gruppenfoto anboten. Für mich eine abgespeckte Version meiner Erfahrungen, die ich während meines Zusammenlebens mit der indigenen Bevölkerung im Regenwald machte. Den Tagesabschluss stellte eine gnadenlose Partie „cuarenta“ (typisches ecuadorianisches Kartenspiel) mit meiner Gastschwester Sandra und meinen beiden Gasteltern sowie ein Bier an der Hotelbar dar…

Am Rosenmontagmorgen war dann unser Urlaub in Mindo beendet und wir packten unsere Sachen für die Rückreise… Mich sollte es an diesem Morgen noch zu einer besonderen Aktivität hinziehen: dem sog. Tubing. Tubing ist ein aufgeblasener LKW-Reifen mit dem man spaßbringend reißende Flüsse bewältigen kann. Ein herausfordernde und Adrenalin treibende Aktivität inmitten malerischen Idylls, das echt ein super Erlebnis ist! Direkt nach meiner Ankunft an einem kleinen Flussstrand machten wir uns auf den Weg zu dem Wasserfall „La Piraghua“, der eine außergewöhnliche Imposanz ausstrahlte, die jedoch von den Menschenmassen die dieses Naturwunder eher als Freibad sahen erheblich gemindert wurde. Auch aufgrund meiner Gastmutter, die wegen Knieproblemen nicht bis ganz zum Wasserfall vordringen konnte haben wir uns dann relativ schnell wieder unsere Heimreise fortgesetzt. Trotzdem hat der Eindruck gesessen!

Gegen Abend kamen wir dann hier bei uns in Tumbaco an und wurden schon hechelnd und freudig von unserem Hund „Rufu“ aka „Rufito“ begrüßt. Alles in allem ein wirklich schöner Urlaub, der schon jetzt unvergesslich für mich ist und absolut harmonisch verlief. Ich habe mir schon lange gewünscht einmal mit meiner Familie wegzufahren, die mit ihrer Ortskenntnis und den ein oder anderen Tricks im Urlaubsalltag beeindrucken konnten. Des Weiteren wurde mir ein so wichtiges Gefühl nochmal ganz deutlich bewusst: Es ist schön zu Hause zu sein!

Marcelo

Kommentare
  1. OPA sagt:

    Lieber Marcel, es ist sehr schön für Dich, eine so liebenswerte Gastfamilie zu haben; eine,
    mit der man auch mal ein paar Urlaubstage verbringen kann .
    Ich lese aus Deinem Bericht, wie sehr es Dir in Ecuador gefällt: -Du wirst doch nicht bleiben
    wollen …?

    Herzliche Grüße von OMA und OPA , auch an Deine Gastfamilie

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