Mein 20ter Geburtstag in Banos

Veröffentlicht: Oktober 21, 2010 in In Ecuador

Die höchsten und meisten Wasserfälle in Ecuador, die größte Dichte von Aktivitäten (von Canyoing bis Rafting), die meisten vulkanbeheizten Quellen und Thermen des Landes, ein Meer von Touristen die die Stadt nachts zum kochen bringen und 24Volunteers aus aller Welt mitten drin in meinem Geburtstagstrip…!

Alles nahm in folgendem Gedankengang seinen Anfang:

Ein runder Geburtstag, ein Frankfurter Bub, ein exotisches Land, ein Südamerika, eine Chance, eine einmalige Gruppe, eine Stadt… Das ganze muss etwas Besonderes werden!

Nach langem Abwägen der Möglichkeiten, an denen es einem hier ganz bestimmt nicht mangelt entschied ich mich für einen Trip nach Banos. Allen denen das jetzt nichts sagt, Onkel Google hilft mit den Stichworten „Banos Ecuador“ bei der Bildersuche aus. Fest stand, dass es was besonderes sein sollte, etwas Neues, um endlich mal der Mariscal in Quito zu entkommen.

In einer Rundmail suchte ich nach Mitstreitern unter meinem Volunteerkollegen und es fanden sich dann doch letztendlich ganze 24Leute, die mit mir nach Banos wollten um dort Spaß zu haben, sich sportlich zu betätigen und meinen Geburtstag zu feiern.

Alles fing bereits am Freitagabend an, als meine Gastfamilie das Licht der Wohnung ausmachte und mit brennenden Kerzen auf einer Geburtstagstorte mein Zimmer enterte und mir mit einem fröhlichen „Cumpleanos Feliz“ ein Ständchen brachte. Zu meinem Kuchen bekam ich noch eine Pizza meiner Lieblingspizzeria „El Hornito“ (Das Öffchen) und ein T-Shirt vom Markt der indigenen Bevölkerung in Otavalo 😉

Thomas, mein Companero aus Miami, verbrachte die Nacht ebenfalls bei uns zu Hause und stach mit mir am nächsten Morgen um viertel vor 7Uhr in den See in Richtung Quitumbe, das überregionale Busterminal Quitos. Dort trafen wir noch auf zwei weitere Volunteers, ( Josi + Berrin ) die sich mit uns auf den Weg in das drei Stunden entfernte Banos machten.

Allein dieses Terminal ist ein Erlebnis für sich, denn das Design gleicht einem europäischen Flughafen und man fühlt sich irgendwie in die vertraute Heimat zurückversetzt. Moderne Flachbildschirme mit den Abfahrtszeiten, Lautsprecherdurchsagen und Drehkreuze erwecken kurz den Anschein, aber kaum betritt man die Halle mit den Verkaufsschaltern…. Hört man von allen Seiten „Banos, Banos, Sua, Sua, Sua, Cuenca, Cuenca, Sua, Sua, Sua“ und die seriösen Schaltermänner und Frauen würden hinter ihrem edel verglasten Verkaufsschalter jedem Hamburger Fischmarktschreier die Stirn bieten.

Die dreistündige Fahrt war dann eher weniger spektakulär, da ich auf den wirklich bequemen Schlafsitzen noch nicht einmal schlummern konnte, da ein zugestiegener fliegender Verkäufer mehrere selbst zusammengestellte CD´s verschiedenster Musikrichtungen mitgebracht hatte, die er natürlich alle einmal komplett zum besten geben musste und dazu auch noch zu jedem Lied eine Geschichte schreien konnte.

Angekommen, wurde unsere kleine Reisegruppe doch sehr vom regnerischen Wetter getrübt und die Stimmung war dementsprechend gewesen. Nach einem „Almuerzo“ (Mittagessen) in einem Straßenrestaurant war die Laune dann doch steil nach oben gegangen und das Wetter zog mit und die Sonne blendete mich dann langerwartet beim „Pollo“(Hähnchen) essen.

Für Thomas und mich war es gar keine Frage und wir mieteten uns nach dem Mittagessen Bikes und begannen die „Ruta de Cascadas“ (Weg der Wasserfälle) von Banos nach Puyo. Während der Fahrradtour kann man langsam bemerken, wie die Vegetation langsam von Sierra in Regenwald und Dschungelgebiet übergeht und über 60Wasserfälle beobachten. Auch werden div. Aktivitäten wie beispielsweise Bungee-jumping unterwegs angeboten. Auf halber Strecke trafen wir noch auf zwei andere Freiwillige aus Canada und Berlin, die wir später noch wiedertreffen sollten. Thomas und ich heizten mit großer Geschwindigkeit,  die durchgängig bergab gehende Strecke hinunter und gelangten schließlich zu unserem eigentlichen Ziel: Der „Pailon del Diablo“

Nach einem etwa halbstündigen Abstieg durch einen Nebelwald hindurch sah ich endlich den gewaltigsten und faszinierenden Wasserfall meines Lebens. Bei diesem Naturschauspiel wird einem die Kraft der Natur so unglaublich bewusst. Die Massen an Wasser, die selbst die kleinsten Tröpfchen über 40Meter in die Höhe schleuderten, ließen mich vor Ehrfurcht erstarren. Es war eine solche schaurige Schönheit, dass Thomas und ich bestimmt eine halbe Stunde in der Nässe standen und einfach nur den Anblick genossen.

Oben angekommen, hielten wir einen Pick-up an der uns mitsamt unseren Fahrrädern, vier Mädels aus Boston und einem Ami aus North Carolina, der drei Jahre in Hanau (!!!) gearbeitet hat nach Banos beförderte. Dort trafen wir dann im Hostel auf die restlichen Freiwilligen, die mit den Fahrrädern schon früher vorgefahren waren. Des Weiteren fand ich hier endlich die Zeit mal in Ruhe mit meinem Schatz zu reden und mich von ihr feiern zu lassen 😉

Schließlich war noch eine kurze Problematik mit der Zimmerverteilung seitens des Hostels zu klären und unserer Gruppe mussten noch zwei Kubaner weichen und dann konnte endlich die Organisation des Abends beginnen.

Die ganze Feier begann um 21Uhr, als die ganze Freiwilligentruppe sich auf einen Bus begab um mit diesem und lauter Musik durch die Stadt zu fahren und zu feiern. Der obligatorische Partyhut und der Luftballon für mich war inklusive versteht sich 😉 Das ganze ging zwei volle Stunden und hat eine Menge Spaß gebracht. Danach wurden die Feierlichkeiten unmittelbar im größten und angesagtesten Club der Stadt fortgesetzt. Das ganze ging mit vielen neuen und altbekannten (u.a. auch die zwei Freiwilligen von Mittags) Menschen bis um etwa halb 4Uhr, denn die Truppe hatte noch ein höheres Ziel im Auge: Die Thermen von Banos.

Diese Thermen öffnen die Pforten um halb 5Uhr  morgens und natürlich war es unverzichtbar diese um die besagte Uhrzeit aufzusuchen und im 40Grad heißen Becken den Sonnenaufgang zu genießen. Um halb 5Uhr war die Therme aber schon so dermaßen mit indigenen Mitbürgern überfüllt, dass unsere Erwartungen die einzigen zu sein enttäuscht wurden. Allerdings war dies auch nicht weiter schlimm, denn wir kamen schnell mit den Frühaufstehern ins Gespräch 😉

Um 7Uhr morgens machten wir uns schließlich auf den Rückweg zu unserem Hostel, um dort Frühstück einzunehmen und danach endlich ins Bett fallen zu können. Meine Schlaferrungenschaft umfasste leider keine 3h und um halb 12Uhr saß ich mit einigen anderen Freiwilligen um den Pool herum und wir ließen das gestrig Erlebte Revue passieren.

Meinen Aufenthalt in Banos beendete ich schließlich mit einer guten Dusche und einer noch besseren Lasagne beim Italiener um die Ecke. Um 15Uhr erwischten wir schließlich unseren Bus in die Heimat, die ich todmüde aber dennoch sehr zufrieden um 21Uhr erreichte.

Auch wenn es sehr ungewohnt war nicht mit meiner Freundin, Familie und meinen Freunden zu feiern und ich euch wirklich vermisst habe… Alles in allem, war es ein sehr schöner runder Geburtstag, den ich niemals vergessen werde und ich danke allen Freiwilligen und Freunden, die mit mir nach Banos gekommen sind um meinen Tag zu feiern!!

Live it up,

Marcel

Ambiente revolucionario en Ecuador!

Veröffentlicht: Oktober 1, 2010 in In Ecuador

Donnerstag, den 30.09.2010, Quito, South America: Keine Busse fahren mehr, Taxis sind sehr rar zu finden, Straßensperren werden errichtet, die Geschäfte schließen nach und nach, der Flughafen ist seit den frühen Morgenstunden besetzt und der Flugverkehr ist komplett zum Erliegen gekommen, mehrere Banken mussten schmerzliche und unfreiwillige Abgaben machen, Peru macht die Grenzen dicht, der Präsident liegt verwundet im Krankenhaus nachdem er geschubst und geschlagen wurde, mehrere Freiwillige sitzen im Projekt fest und können nicht nach Hause fahren, da die Sicherheitslage defizitär im höchsten Maße ist…

Was war passiert???

Ich persönlich befand mich zum Zeitpunkt der Ereignisse in Quito und wunderte mich warum sehr viele Autos die Busspur benutzten und das irgendwie niemanden zu stören schien. Weiterhin musste ich lange Zeit auf den Bus warten, was bei dem am meisten genutzten Bus der Stadt um 12Uhr mittags eine echte Rarität darstellt. Nun gut, das alles ließ mich jetzt noch nicht auf die Zustände schließen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Zentrum entwickeln sollten…

Auch beim Umsteigen in meinen Überlandbus nach Hause wunderte ich mich lediglich über die große Anzahl an Autos, die in die umliegenden Vororte wollten und den großen Stau, der sich an einem gewöhnlichen Donnerstagmittag entwickelte…

Unterwegs bekam ich schließlich einen Anruf von meinem Arbeitskollegen Matthias, dass ein Putschversuch auf Correa (der Präsident Ecuadors in zweiter Amtsperiode) stattfand und deshalb die Schule geschlossen bleibt und wir damit frei hätten. Alles Weitere würde er mir gleich erklären und er wolle sich mit mir an der Bushaltestelle treffen. Nun gut, ich hatte allerdings Korea, das Land angenommen und gar nicht soweit gedacht… Ich wunderte mich abermals, warum die Ecuadorianer, das mit Korea so nah an sich heran ließen und einen Ausnahmezustand verhingen (???)

Einige Minuten später klärte mich mein Freund über mein Missverständnis auf und ich begriff, dass der Präsident gemeint war. Jetzt ergab alles Sinn!!

Ich entschied mich, dass es nun das Beste sei nach Hause zu gehen und zwar auf direktem Wege! Auch in Tumbaco begannen die Geschäfte zu schließen und manche Leute rannten auf der Straße nach Hause. Zu Hause angekommen, empfing mich meine Gastfamilie voller Sorge und zog mich vor den Fernseher. Im Zentrum von Quito versammelten sich tausende von Menschen, die sich mit dem Präsidenten solidarisierten, ihn beschützen wollten und gegen die Angreifer auf ihn demonstrierten. Auch der ehemalige Präsident wurde interviewt und verurteilte die Übergriffe aufs schärfste… Am späteren Abend zeigte das Fernsehen Bilder von Soldaten, die mit Waffen Deckung vor dem Krankenhaus nahmen und sich mit der Polizei und Anhängern des Präsidenten Straßenschlachten lieferten. Anscheinend schafften sie es den Präsident aus dem Krankenhaus zu befreien, bevor die Polizei schlimmeres mit ihm anstellen konnte, denn er hielt um 22Uhr Ortszeit eine Rede vom Präsidentenpalast hinunter zu seinen Anhängern, dessen Anzahl sich stündlich steigerte…

Warum das Ganze ???

Präsident Correa und sein Kabinett verabschiedeten an diesem Morgen ein Gesetz, dass die Alterszuschläge der Soldaten und Polizisten in ganz Ecuador in Zukunft wegfallen ließ. Das Gesetz ist Teil einer Umverteilung innerhalb des Staates, Teil der Regierungsreform und zum anderen eine rapide Sparmaßnahme. Dies missfiel den Polizeibeamten natürlich im höchstem Maße und sie legten kurzerhand um 10.30Uhr Ortszeit die Arbeit landesweit nieder und begannen zu streiken. Im Verlauf des Tages kam es zu gewalttätigen Übergriffen auf den Präsidenten, der bei Erklärungsversuchen des Gesetzes beworfen, geschubst und geschlagen wurde. Gegen Mittag erklärte dieser, nach Morddrohungen gegen seine Person, man solle ihn jagen und umbringen, da er für sein Land sterben werde… Symbolisch riss er sich bei dieser Aussage sein Hemd vom Leibe…

Dieser Vorfall zeigt zum einen das instabile Staatskonstrukt Ecuadors, denn dem ganzen muss eine mangelnde Transparenz vorrausgegangen sein. Niemand kann ein Gesetz in einem demokratischen System von heute auf morgen verabschieden. Diese Frage stellt sich klar an den intermediären Bereich, also an Zeitungen, TV und Radio. Durch diese Medien hätte dieses Gesetz erläutert, diskutiert und erörtert werden können…  Dennoch zeigt der Vorfall, dass der Präsident durchaus politischen Rückhalt in der Bevölkerung besitzt, denn seine Anhänger haben ihn durch Mobilisierung der eigenen Kräfte vor schlimmeren bewahrt.

Auf der anderen Seite macht dieser Vorfall deutlich, wie extrem emotional die Menschen hier sind. Dies war bei diesem Gesetz sicherlich in zweierlei Hinsicht vorhanden, da den Sicherheitsbeamten Geld genommen wurde, dass hier in Ecuador bei der breiten Bevölkerungsschicht sowieso mangelhaft vorhanden ist. Aus dieser Beschneidung des Geldes resultiert diese unglaubliche Emotionalität, der schlicht Existenzängste zu Grunde liegen. Zum anderen hat die Bevölkerung bedingt durch Korruption, Demokratiedefizite und die mangelnde Transparenz des politischen Systems ein sehr gespanntes Verhältnis zu Politik und sind daher solchen Gesetzen prinzipiell sehr kritisch gegenüber eingestellt.

Für mich persönlich war das eine neuartige Erfahrung, die in Deutschland in dieser Form undenkbar wäre. Mir hat gefallen, dass die Leute ihren Ärger gemeinschaftlich und öffentlich gezeigt haben, innerhalb von Stunden waren tausende mobilisiert und viele hier scheinen begriffen zu haben, was bei uns in Deutschland viele nicht verstehen: Politik geht uns alle an! Des Weiteren betrifft sie uns unmittelbar in unserem alltäglichen Leben! Es scheint gerade dadurch, dass wir in Deutschland mehr kollektiven Wohlstand besitzen, eröffnen sich für uns vielfältige Möglichkeiten durch Unterhaltung in jeder erdenklichen Form eine Ablenkung und Verdrängung zu schaffen. Es kann einem schon fast so vorkommen als erlebten wir eine Renaissance des Biedermeierbegriffs.

Nicht gefallen hat mir jedoch die Tragweite dieser Demonstration bzw. dieses Streiks. Es kann nicht sein, dass ein Präsident um sein Leben fürchten muss, wg. einem demokratisch verabschiedetem Gesetz verprügelt wird, sich um seinen Aufenthaltsort eine Art „Bürgerkrieg in klein“ entwickelt und bei der Ankündigung seines patriotischen Todes sich das Hemd vom Leibe reißt. Bilanz des Vorfalls: 17Tote Zivilisten, 1toter Polizist, eine ungewisse Anzahl Verletzter und der Ausnahmezustand ist für eine Woche ausgerufen worden…

Resümee:

Vielleicht lässt unsere Wohlstandssituation in Deutschland auch erst solche Kürzungen im Sozial- und Arbeitswesen zu, aber trotzdem wirft sich bei mir die Frage auf: Was wäre in Ecuador bei der Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld geschehen oder bei der hessischen Beamtensoldkürzung, die Weihnachts- und Urlaubsgeld, sowie zwei Freistellungstage abschaffte?

Euer Marcello de Frutilla (mein neuer Spitzname unserer Haushälterin)

Vamos a comer ahorita!

Veröffentlicht: September 20, 2010 in In Ecuador

Ecuador – das heißt andere Vegetation, andere Kultur, anderes Gedankengut, andere Sprache, anderes Zeitgefühl und natürlich auch anderes Essen.

Um mit mir herauszufinden, wovon meine Mutter Blanca nach meinem Eintreffen am Tisch eher weniger im Topf hat oder welche kulinarischen Spezialitäten meinem geschulten Gaumen eher missfallen, müssen wir uns auf eine Reise durch die ecuadorianischen Vegetationszonen, Supermärkte und den heimischen Gemüsegarten begeben.

Einleitung

Prinzipiell ist Ecuador ein Land, in dem sehr gut die verschiedensten Arten von Früchten wachsen. Die Bedingungen hierfür sind scheinbar ideal, da Ecuador über drei verschiedene Zonen verfügt. Das Andenhochland, die Küste, sowie den Regenwald. Alle drei Vegetationszonen versprechen andere klimatische Bedingungen. Angefangen von sonnig bis regnerisch, über heiß-trocken, bis luftfeucht und schwül. Dazu muss gesagt werden, dass die Früchte und alle Lebensmittel generell einen Geschmack vorweisen, der mich anfänglich einfach „umgehauen“ hat. Niemals hätte ich gedacht, dass eine doch eher dezente Banane doch so eine unglaubliche Intensität im Mund aufweisen kann. Ebenfalls ist das Aussehen einer Orange oder einer Tomate nicht vergleichbar mit unseren Konventionen. In Ecuador scheint Qualität vor äußerem Erscheinungsbild zu gehen, was mich als Industrie gefüttertes Kind natürlich immer wieder in ein Erstaunen versetzt. Auf der einen Seite verfügt Ecuador über viele Einwohner und optimale Bedingungen zur Kultivierung von Pflanzen. Auf der anderen Seite hat diese ganze Essensgeschichte hier in mir eine gewisse kritische Reflexion ausgelöst. Geht bei uns in Europa zwischen industriellem Chemiehonig aus China und Gentomaten aus Spanien nicht der Geschmack verloren? Wieso gibt die EU über 1Milliarde am Tag für Agrarsubventionen aus und trotzdem ist die Qualität der Wahren hier umso viel besser? Liegt es in unserer Mentalität warum unser Auge über die Qualität der Früchte oder des Gemüses urteilt und nicht der Mund, dessen eigentliche Aufgabe es ist? Natürlich will jeder gefüttert werden und das möglichst billig, aber dennoch auf Kosten von was?

Mein Essen zu Hause:

Frühstück

Meine erste Mahlzeit am Tag besteht aus zwei hartgekochten Eiern (immer zwei Eiern!), einem frisch gepressten Orangensaft, einer Tasse Kaffee und X. Dieses X ist durch eine der folgenden Gerichte zu ersetzen: Gebratene Nudeln, Rührei, Spiegelei mit Speck oder Salami, Croissants oder Weißbrot, Naturjoghurt, Milchreis, Griesbrei oder Haferflocken bzw. Cornflakes mit Milch.

Generell nimmt das Frühstück einen sehr kleinen Teil der ecuadorianischen Mahlzeiten ein, was bei mir mit meiner projektbedingten und extralangen Schlafzeit bis 10Uhr oder länger natürlich besonders zutrifft.

Mittagessen

Die zweite Mahlzeit ist das Mittagessen und stellt die Hauptmahlzeit des ganzen Tages dar. Die Abwechslung wird in meiner Familie sehr groß geschrieben und es wird niemals vorkommen, dass es ein Gericht zweimal an verschiedenen Tagen in der Woche zu Essen geben wird. Mit der Vorbereitung dieses Gerichtes beginnt meine Mutter um 10Uhr morgens in unserer zweiten Küche, die extra nur für die Essenszubereitung mit großer Arbeitsfläche und einem Industrieherd ausgestattet ist. Hier begrüße ich sie meistens morgens etwas verschlafen und gehe ihr mit einigen Kleinigkeiten zur Hand. Da das Fenster meines Zimmers in Richtung Hinterhof reicht, höre ich ihr Pfeifen und Singen schon beim Aufwachen. Für mich irgendwie immer das erste Zeichen eines neuen Tages hier in Ecuador. Nudeln, Kartoffeln und Reis gibt es übrigens zu jeder Mahlzeit dazu, die sehr oft einfach nur eine frische Suppe darstellt. Hier eine Auflistung meiner Lieblingsgerichte und Früchte:

Sopa de Achoccha: Eine Suppe, die mit den gleichnamigen Früchten gemacht ist und eine wahre Delikatesse ist. Dennoch sehen die Früchte auf den ersten Blick recht ungewohnt aus und die Stacheln sind hart wie Rosendornen.

Sopa Choclo: „Choclo“ bedeutet Mais und ist hier eine Selbstverständlichkeit. Meistens wird diese mit verschiedenen frischem Gemüse serviert.

Sopa de Sávila: Eine Suppe, die aus Kaktusmilch und Kaktusfleisch besteht. Wirklich sehr lecker und besonders mit getrockneter Hauptzutat ein wahrer Hochgenuss.

Pan de Yuca: Ein aus der Yucawurzel gebackenes Brot, das man mit Hefe zu einem herrlich frischen Brot backen kann. Auch mit Marmelade und Pfirsichstücken im Teig ein leckeres Unterfangen! Das gleiche kann man auch noch mit dem Proteinspender Quinoa machen.

Sopa de Patas: „Pata de ganado“ bedeutet eingedeutscht etwa „Viehhaxe“ und auch das macht sich super in der Suppe. Auch gebraten mit Reis, Nudel oder paniert echt lecker.

Sancocho de Pescado: Eine Fischsuppe mit frischem Fisch, die es bei uns bevorzugt sonntags gibt. Hierzu sind immer Gäste eingeladen, da diese Suppe hier als besondere Delikatesse gilt. Enthalten sind ebenfalls noch Yucaknollen und Kochbananen.

Fruta de Coco: Eine Kokosnuss, die mein Gastvater frisch von der Küste mitgebracht hat. Vom Aussehen unterscheidet sie sich gänzlich von meiner Vorstellung einer Kokosnuss, aber dennoch mit frischer Milch und Eiswürfeln eine super Erfrischung nach dem Sport oder in der Schule.

Granadilla: Eine Mischung aus Granatapfel und Orange. Flüssiger, schleimiger Inhalt, der sehr süß und auch ungezuckert sehr köstlich ist.

Tomate de Árbol: Zu Deutsch „Baumtomate“. Besonders morgens zum Frühstück oder als Begleitung beim Essen ein Joker! Ein super Mix zwischen fruchtigem und herbem Geschmack!

Pepinos: Eine Art überdimensionale Stachelbeere, die in der Mitte aufgeschnitten wird und dann mit den Zähnen aufgesogen wird. Nicht ganz so mein Fall! Würde es geschmacklich zwischen Birne und Kürbis einordnen…

Vavaco und Zapallo: Zwei Gemüsesorten, die hier oft in die Suppen dazugegeben werden oder man schneidet aus ihnen Sticks und verspeist sie als Zwischenmahlzeit.

Bananen, Papaya und Kiwis sind ebenfalls noch allgegenwärtig, aber die kennt jeder selbst von zu Hause 😉

Auf den Bildern sind alle erwähnten Zutaten, Früchte und Gemüsearten zu sehen. Gemacht habe ich die Bilder in unserem Garten und im Supermarkt.

Abendessen

Mein Abendessen besteht meistens aus der Mahlzeit vom Mittag. Des Öfteren geht meine Familie aber auch mit mir in eine Art Restaurant, dass aber in einem Vorraum eines Privathauses platziert ist. Die Küche an sich ist auch mitten im Speisesaal und alles ist etwas chaotisch und wirkt improvisiert. Dennoch gibt es hier die besten „Morochos y Empanadas“ der Stadt. Ein „Morocho“ ist eine große Tasse mit heißer und süßer Milch, die am Boden mit Milchreis angereichert ist. „Empanadas“ sind hingegen Blätterteigtaschen, die mit Fleisch, Käse oder Gemüse gefüllt sind. Schon jetzt könnte ich dafür sterben! Mmmmhhhh….! 😉

Mach es dir Süßer in Ecuador 😉

Gesüßt wird hier mit einem schilfartigen Gewächs, das „Cana de azucar“ gennant wird. Allein ein Blättchen auf der Zunge reicht aus und man hat das Gefühl Cola mit Karamell und einer Hand voll Milka Schokolade im Munde zu haben. Beachtlich, dass diese Pflanze keinen Zucker im herkömmlichen Sinne enthält, 10x süßer ist als unser Rübenzucker und keine Diabetes auslöst. Wer jetzt an ein gelöstes Problem denkt, schaut sich den letzten Jahresumsatz der Insulin- und Zuckerindustrie an…

Straßenverkäufe

Ein wichtiger Teil der Ernährung hier stellen Straßenverkäufe dar. Auf der Straße, im Bus oder an der Bushaltestelle bekommt man alles nur Erdenkliche an Zutaten, aber auch an fertigen Gerichten. Von fertigen Empanadas, Kokosnussmilch, gebrannten Erdnüssen, Orangen, Äpfel, gerösteten Mandeln, getrockneten Bananenchips bis hin zu Gegrilltem. Die Produkte sind meist billiger als im Supermarkt und von Privatleuten angeboten, die sonst keiner anderen Beschäftigung nachgehen. Um konkurrenzfähig zu sein müssen Sie ihre Preise drücken. Auch kommt es vor, dass man abends vom Bus nach Hause geht und um 23.30Uhr tummeln sich noch Nachtschwärmer um einen Grill und kaufen sich ihren Mitternachtssnack. Selbstgemachte Torten und Kuchen mit frischen Obst und Sahne sind ebenso verbreitet wie Zigaretten und Kaugummis. Ein buntes Warenangebot, das auch an Gerüchen die Straßen um einiges bereichert, findet man hier in den Straßen Ecuadors vor… Nur von der Kokosnussmilch aus dem Bus sollte man doch die Finger lassen, denn der Bruder meines Gastvaters probierte ihn einmal und diese Verkostung zog eine Lebensmittelvergiftung mit Magen auspumpen und Dialyse nach sich…

Soviel zu meinen kulinarischen Eindrücken hier vor Ort. Besonders aufschlussreich ist dieser Artikel sicherlich, wenn man sich das passende Bilderalbum dazu ansieht. Postet doch mal bei den Kommentaren, was für euch am besten klingt!

Da ich jetzt nun seit 1Woche in meinem Projekt arbeite, wird hier demnächst ein erster Lagebericht publiziert … Man darf gespannt sein 😉 Njoy life und passt auf euch auf! Bis dahin verbleibe ich mit den besten Grüßen ins Ferne Deutschland…

Euer Marcel

Faszination Äquator

Veröffentlicht: September 7, 2010 in In Ecuador

Am Samstag, den 04.09. dieses Jahres beschlossen Thomas, Verena und ich zum etwa 30Kilometer entfernten Äquatordenkmal zu fahren. Schon lange vor meiner Auslandsausreise war dies einer meiner größten Wünsche und Ziele, die außergewöhnlichen Kräfte am Äquator einmal hautnah erleben zu dürfen.

Der ganze Ausflug startete mit einem langen und beschwerlichen Trip in Linienbusen quer durch Quito, mit mehreren Umsteigaktionen, um schließlich den erstrebten blauen Bus in Richtung „Mitad del Mundo“ für sagenhafte 15cent nehmen zu können. Nach etwa einer halben Stunde forderte uns der Fahrer schließlich energisch auf den Bus zu verlassen und scheinbar wusste dieser insgeheim über unser Ziel Bescheid. So ein Wunder aber auch als einzige Gringos im Bus 😀

Dort angekommen sahen wir schon über die Eingangsmauern hinweg das große Monument des Äquators, der „Mitad del Mundo“. Allein dieser Anblick ließ meine Vorfreude ins unermessliche steigen, hatte ich doch schon so viel darüber gehört und gelesen. Schnellen Schrittes näherten wir uns dem Eingang, wo wir für zwei Dollar in das vermeintliche Reich des Äquators eingelassen wurden. Wir betraten eine Art Dorf, wo sich allerlei Geschäfte, Tänzer und Restaurants tummelten. Dann erblickten wir endlich das Äquatordenkmal und wir waren so eben am Ziel des Tages angekommen. Nach ein paar Fotos wollten wir weiter und die erwarteten Experimente ausprobieren, die für uns die eigentliche Faszination darstellten. Weit gefehlt (haha!), denn der richtige mit GPS vermessene Äquator liegt nämlich etwa 40m neben dem eigentlichen Denkmal. Die zwei Euro für ein Restaurant El-Dorado und ein falsches Denkmal hätte man sich auch sparen können, aber ich glaube wir waren nicht die einzigen, die diesen Fehler bisher begingen 😀

Nach kurzer Suche betraten wir schließlich das richtige Äquatormuseum mit allen Experimenten und Dingen, für die die „Mitad del Mundo“ berühmt geworden ist. Nach etwa fünf Minuten Wartezeit wurde uns ein Guide zugeteilt, der uns eine Führung über das Gelände auf Englisch bot. Das Museum handelte nicht rein vom Äquator, sondern eher waren Elemente der traditionellen Lebensweise der indigenen Bevölkerung  in den versch. Vegetationszonen Ecuadors, geschickt in die Führung verflochten. So erfuhr man beispielsweise über die Tiere des Amazonas genauso viel, wie über das sog. „Tzantza“  (Aushöhlen und Konservieren vom Kopf des Feindes als Kriegstrophäe). Auch die Wohnkultur, Rituale, Bedeutung der Sonne, Bestattungsmaßnahmen und Heilmethoden waren Teil der Vorstellung. Alles in allem sehr gelungen, aber dennoch ließ es in meinem Kopf nur die Anspannung steigen endlich die wirkenden Kräfte selbst zu erleben. Zum Schluss der Führung dann endlich meine Erlösung. Ein blitzblank geputztes bronzenes Waschbecken stand vor mir genau auf dem Äquator und wurde mit Wasser gefüllt. Das Wasser wurde abgelassen und … Tatsache! Es entstand kein Strudel, sondern das Wasser floss einfach gerade herunter. Zum Beweis und zur besseren Erkenntnis wurden kleine grüne Blätter in das Becken gelegt. Das Waschbecken wurde jetzt jeweils nochmal südlich und nördlich des Äquators platziert, um die versch. Auswirkungen auf den Sog des Wassers ersichtlich zu machen. Natürlich hab ich von allen drei Versuchen eine Videoaufnahme, die ich mit nach Hause bringe als Beweis, denn Videos möchte ich aufgrund der Größe hier nicht hochladen. Als nächstes durften die Gruppenmitglieder ein Ei auf einem Nagel platzieren, wobei das Erstaunliche an der Sache die Leichtigkeit der Balance des Eies war. Es hielt sich auf dem Nagel fast wie von selbst. Jeder, der jetzt Zweifel bekommt probiert es einfach selbst mal aus, wie schwierig ein solcher Balanceakt unter gewöhnlichen Bedingungen ist. Als nächstes demonstrierte der Führer, wie leicht es unter Einfluss der Äquatorkräfte sei, menschliche Muskelkraft zu überwinden. Ich wurde nach vorne gebeten und sollte meine Hände ineinander verschränkt über meinen Kopf emporhalten. Er versuchte jetzt mit ganzer Kraft meine Arme nach unten zu bewegen und scheiterte beinahe J Das Gleiche probierten wir dann nochmal exakt auf dem Äquator aus und der Führer hatte ein Leichtes meine Arme mit einer Hand in Richtung Boden zu führen. Wow, das hieße Liegestützen müssten der Praxis zufolge auch schwieriger sein! Ich ließ es auf einen Versuch ankommen und Tatsache es war echt schwieriger 😀

Die letzte Sache war der sog. „Drunk-test“, bei dem man mit geschlossen Augen probieren sollte ganz gerade auf dem Äquator zu laufen. Hierbei scheiterte unsere gesamte Gruppe abermals, denn irgendwie schienen Kräfte zu wirken, die einen wie von selbst von der Linie zu lenken schienen. Wirklich schwer zu glauben, wenn man es nicht selbst ausprobiert und erfahren hat. Zum Schluss bekamen wir noch einen Stempel in unseren Reisepass als Andenken und jeder ein Zertifikat, der es geschafft hatte ein Ei auf den Nagel zu balancieren 😀

Ein wirklich gelungener, spannender und absolut aufregender Tag in meinem noch so jungen Jahr Ecuador. Ein großer Wunsch ist damit für mich direkt anfänglich in Erfüllung gegangen. Ein Punkt mehr auf meiner Ecuador „To-Do-Liste“ ist damit abgehackt! Aus aktuellem Anlass habe ich den Bericht über den Äquator meinem eigentlichen Plan über das Essen zu schreiben vorgezogen, aber ich bin schon fleißig am Zutaten notieren, Rezepte studieren und dabei exotische Pflanzen zu fotografieren, sodass dieser bald folgen wird …

Viele Grüße aus dem sonnigen Tumbaco nach Deutschland !!

Euer Marcel

Die ersten zwei Wochen Ecuador!

Veröffentlicht: August 30, 2010 in In Ecuador

Nach all den Neuigkeiten, Notwendigkeiten, Hindernissen, Impressionen, Verpflichtungen und Emotionen habe ich nun endlich die Zeit gefunden meinen ersten Artikel über Ecuador und meine ecuadorianischen Lebensumstände zu verfassen. Um das ganze anschaulich und übersichtlich für euch zu gestalten habe ich meine ersten zwei Wochen in Unterthemen gegliedert.

Der Flug

Nach zwei gelungenen Abschiedsfeiern und einem sehr schönen letzten Tag betrat ich am Montag, den 16.August 2010 gegen halb 6 abends den Boardingbereich des Flughafens in Frankfurt am Main. Mein erster Schritt in die neue Heimat, die schöne neue Welt war getan. Der Hinflug nach Amsterdam war in einem nussschalenartigen Cityhopper der Airline KLM schnell erledigt und am Schiphol Airport waren nun 4 ½ Stunden Zeit totzuschlagen. Diese Zeit ließ sich in der Innenstadt bei einem Kaffee an der Gracht und einer Einkehr im Steakhouse gut verbringen. Zurück am Flughafen trafen wir auf all die anderen Volunteers, die mit uns das Jahr in Ecuador verbringen würden und auch einige bekannte Gesichter von den Vorbereitungsseminaren waren darunter. Mit einer Mischung aus Missmut und purer Neugierde betrat ich die Boeing 777, die immerhin 438Menschen erfassen konnte. Niemals war ich in meinem Leben solange geflogen, was die Aufregung auf das Maximum steigerte. Letzten Endes verging die Zeit, trotz des kleinen Zwischenstopps in Bonaire wirklich sprichwörtlich wie im Fluge, was auch dem überragenden Entertainmentsystem an Board zuzuschreiben ist. Um etwa 8.15Uhr Ortszeit landeten wir schließlich in Quito, unserem endgültigen Ziel, der Hauptstadt Ecuadors, unserer Heimat für die nächsten 12Monate…

Das Vorbereitungscamp

Nach Überwinden der unglaublichen Massen am Mariscal Sucre Airport und einer längeren Suche nach meinen Koffern erblickte ich schließlich das Team von Vase (Voluntario para Ayuda Social de Ecuador), das mit einem riesigen Schild in der Ankunftshalle auf uns wartete. Nach kurzer Vorstellung und einer sehr netten Begrüßung ging es schließlich in Richtung Bus, der uns direkt zu unserer netten mit Elektrozaun umzingelten Hacienda im Norden der Stadt bringen sollte. Kaum war ich am Flughafen angekommen hatte ich schon ein kleines, sehr süßes indigenes Kind mit Schokolade an meiner Seite, dass mir die nicht ganz unappetitliche Süßigkeit mit den Worten „Un dolar, un dolar, un dolar“ aufdrängen wollte. Bienvenidos a la Americana Latina!!

Schon auf dem Weg zu unserem Camp war ich von all den neuen Gerüchen und dem wirklich beeindruckenden neuen Umfeld fasziniert. Die Sonne schien, blauer Himmel und angenehme 23Grad hinterließen einen Eindruck des Willkommenseins. Direkt am Straßenrand sah ich sehr viele indigene, die gehockt oder mit Decken übergestülpt, herumsaßen und auf Käufer für ihre Waren warteten. Diese sind hier meistens Zigaretten, Stoffe, Spielzeug, Selbstgebasteltes und so alles erdenkliche, dass sich irgendwie zu Geld machen lässt. Im Bus selbst lief Latin Music und die Stadt selbst machte auf mich direkt den Eindruck einer verspielten und leicht chaotischen Metropole. Nach meinem kurzen Versuch zu schlafen, beschlossen ich und ein paar andere Volunteers in das hochmoderne Einkaufszentrum „Quicentro“ um die Ecke zu laufen um dort erste Lebenszeichen nach Hause zu schicken. Meine Überraschung war riesig als ich eine Mall erblickte, die ich sonst nur aus amerikanischen Filmen kannte. Ein riesiges Warenangebot von United Colors of Benetton, über einen iStore bis hin zu Edelboutiquen. Der Gegensatz von arm und reich war von Anfang an sehr prägend und äußerst offensichtlich.  Auf den Weg dorthin fuhren wir zwei Stationen mit dem sog. Ecovia, der eine Art Straßenbahnersatz darstellt, da er im ultraschnellen Zwei-Minuten-Takt verkehrt und sogar über eine eigene Busspur in der Mitte der Fahrbahn verfügt. Im und am Bus ist immer Vorsicht geboten, da gewiefte Diebe mit Leichtigkeit Rucksäcke mit Messer öffnen oder Wertsache aus schlecht überwachten Taschen stehlen. Meine Gastcousine Verena kann davon ein Lied singen.      Der Bus ist fast immer bis zum Platzen gefüllt und ein Sitzplatz ist sowieso rar. Der erste Tag ging dann noch mit einem Spanischtest zu Ende, den ich mit 44/100 Punkten abschließen sollte…

Am zweiten Tag des Vorbereitungscamps begannen wir unsere Erwartungen an das Camp zu erarbeiten und auch die Vor- und Nachteile des Orientierungsseminars zu erörtern. Ich persönlich versprach mir primär einen guten Überblick über die sog. „Do´s and Dont´s“ in Ecuador, sowie eine gute Einführung und Orientierung in Quito zu bekommen. Am Nachmittag mussten wir noch unseren Vertrag mit VASE unterschreiben, der uns offiziell zu Volunteers machte. Kurz darauf folgte ein Theaterstück in dem wir ein Szenario vorgegeben bekamen und dieses dann in der ersten Runde vorspielen mussten und in zweiter Runde dann eine Lösung des Problems vorstellen sollten. Hierbei kam mir die Rolle des arbeitsorientierten Direktors (Mr. Fernandes) einer Schule zu, während meine Partnerin Linda sich über die zu langen Arbeitszeiten beschwerte… (It´s all about work) Am Abend folgten noch die Länderpräsentationen, in denen unsere Gruppenmitglieder aus Deutschland, Schweiz, Finnland und Island jeweils ihr Heimatland vorstellten und was es ihrer Meinung nach ausmachte… Eine spannende und komplexe Frage, die für viel Diskussionsstoff sorgte: Was macht die Deutschen deutsch?

Der dritte Tag gestaltete sich anfangs recht schleppend, da wir über die Thematik Freiwilligenarbeit an sich und das Programm weltwaerts diskutierten. Mehrere Aspekte wurden ausführlich beleuchtet und zu Schluss sollte hierbei noch eine eigene Meinung zum Thema abgegeben werden. Das ganze werde ich jetzt nicht noch einmal wiederholen, da es ja schon reicht, wenn das für mich geschah 😉 (Nachzulesen im Artikel Friedrichroda, die 2te) Der Abend war dafür umso spannender, in dem die Lieblingsreiseziele der VASE-Mitarbeiter vorgestellt wurden. In Form eines Theaterstücks kombiniert mit einer Powerpoint-präsentation haben die Jungs und Mädels von unserem Gastkomitee das schon sehr anregend und spannend gestaltet. Besonders hervorzuheben ist hierbei, dass Ecuador Dschungel („el oriente“), Hochland („el sierra“), Küste („el costa“) und die Galapagosinseln bietet. Überall in jedem Gebiet gibt es Hostels, die sich zwischen 3 und max. 10Dollar pro Nacht bewegen und auch die Busfahrt in die einzelnen Regionen und Städte sind für 1Dollar pro Stunde recht preiswert zu haben. Ein wahres El Dorado für Naturliebhaber und Reisefanatiker. Natürlich habe ich mir schon eine Route für die Weihnachtsferien zu Recht gelegt, allerdings bleibt diese vorerst geheim 😉 Bilder und Berichte werden dann bei Zeiten folgen J Der letzte Abend im Orientierungscamp schloss mit einer Salsa Stunde mit professionellen Tanzlehrern ab, die uns in den traditionellen lateinamerikanischen Tanz einweihten. An diesem Abend dankte ich Gott und meinen Eltern mehrmals für die zwei Jahre Tanzkurs, die mich glücklicherweise nicht im Stich ließen J

Der vierte und letzte Tag wurde sehr hecktisch begonnen, da wir nach dem Frühstück direkt in eine Schnitzeljagd geschickt wurden. Diese erstreckte sich durch das ganze nördliche Gebiet Quitos und das ist bei einer stolzen Einwohnerzahl von knapp 2Millionen echt verdammt viel -.- So lernten wir aber beispielsweise das Postamt, das VASE-Büro, den Hauptbahnhof und das Einkaufszentrum kennen. Ein gelungener Überblick über das nördliche Stadtgebiet. Viel Pause war allerdings nicht gegeben, da ein Vortrag eines Doktors der katholischen Universität Quitos auf uns wartete. Dieser Vortrag war für mich definitiv ein Highlight, da dieser historisch, politisch, wirtschaftlich und sozialdemografisch, die momentane ecuadorianische Realität erklärte und erörterte. Als ein sehr imposantes Beispiel ist mir u.a. das zerrüttete Verhältnis zur Politik im Gedächtnis geblieben. So erzählte unser Dozent, dass Ecuador in den letzten 15Jahren über 7mal den Präsidenten wechselte. So war beispielsweise ein Präsident bekannt unter dem Namen („El Loco“), was auf Deutsch „der Verrückte“ bedeutet. Anstatt sich seinen staatlichen Tätigkeiten des Regierens und Repräsentierens zu widmen nahm dieser eine CD auf und begann im ganzen Land Konzerte und Tourneen für sich selbst zu organisieren J Außerdem ist natürlich die Unterdrückung des indigenen Bevölkerungsteils, sowie die immer noch hohe soziale Ungleichheit ein allgegenwärtiges Thema der ecuadorianischen Politik. Zum Schluss gab es noch eine Evaluation und dann kam der eigentliche spannende Moment, worauf alle schon seit Ankunft warteten… Wir kamen in die Gastfamilien…!

Die Gastfamilie

Meine verspätete sich direkt um etwa eine halbe Stunde, dennoch fiel ich gegen 17.30Uhr Ortszeit meiner neuen Gastschwester Sandra (35) und meinem Gastvater Oswaldo (60) in die Arme. Ein wirklich tolles, aber auch zeitgleich mulmiges Gefühl wenn noch fremde Menschen dein Gepäck in ihr Auto einladen und du mit ihnen „nach Hause“ fährst. Dort angekommen wurde ich von meinem Gastneffen José Oswaldo (zu diesem Zeitpunkt noch 4), meinem anderen Gastneffen David Alejandro (6) und meiner Gastmutter Blanca (60) herzlichst begrüßt. Eine kurzer Rundgang zu den örtlichen Begebenheiten und meinen Rechten und Pflichten und danach war ich erlöst und durfte nach diesem anstrengenden und langen Tag meinen Weg in Richtung Bett einschlagen. Vor dem Hintergrund meiner Spanischskills war die Begrüßung ebenfalls etwas holprig, aber ich fühlte mich trotzdem vom ersten Moment an herzlich willkommen.

Morgens wurde ich dann gegen 9.30Uhr von meiner Gastschwester geweckt, da diese mit mir den Weg für Montag zum Rio Coca (Hauptbahnhof für Busse in Quito) fahren wollte. Vorher gab es jedoch ein Frühstück, dass sich sehen lassen kann. Frischer Café, frische Bananen, Papayas, Orangen, Ananas, Mandarinen, Granatäpfel zu einem Saft zusammengepresst, sowie Pancakes mit Marmelade…! ULTRA LECKER! Ecuador ist halt doch das wahre Land der Früchte. Zurück zu meiner Gastschwester und ihrem Vorhaben. Diese Route brauchen wir, da am Montag unser Spanischkurs für zwei Wochen beginnen wird und unsere Gastfamilie sollte mit uns den Weg mind. Einmal beschreiten. Unterwegs wurde dann doch sehr deutlich, dass meine Gastschwester Lehrerin an einer Schule ist, da sie uns in Farben, Zahlen, Münzen und einfach Umgangsformen unterrichtete. Bei ihr selbst wohnt noch eine Freiwillige von VASE Verena (das Rucksackopfer), die ebenfalls mit mir im weltwärts Programm ist und bald im drei Stunden entfernten Ambato eingesetzt wird und somit eine Bleibe für die zwei Wochen des Sprachkurses benötigt. Mit ihr verstehe ich mich sehr gut und es macht den Einstieg in meine Familie nicht so „kalt“ und entspannt die Eingewöhnungsphase etwas. Während des Tages bekam ich auch erstmals die andere Kultur der Ecuadorianer am eigenen Leib zu spüren. Als Beispiel wurde ich immer zu Tisch gebeten und bedient, während Verena immerzu in der Küche und beim decken helfen musste. Mein Gastvater Oswaldo ist selbstständig und hat eine Elektronikfirma hier in Tumbaco. Den ganzen Tag kommen Mitarbeiter zu uns nach Hause, Nachbarn, die das Gespräch suchen oder einfach Freunde die etwas abholen, bringen, Hunger haben oder vllt. Auch einfach nur langweilig ist. Für mich ungewohnt viel Kommunikation aber dennoch einfach super, da es einem hier niemals langweilig wird. Vor allem ist auch das Interesse am neuen „Gringo“ groß und Fragen wie z.B. „Gefällt dir Ecuador?“, „Was willst du dir noch anschauen?“, „Wie ist es da wo du herkommst?“ und „Was heißt das auf Deutsch?“ sind an der Tagesordnung. Der Samstag ging dann noch mit einem kleinen Rundgang durch meine Heimatstadt Tumbaco zu Ende, in der ich u.a. das Fitnessstudio, die Post, den Park, die Bank, mein Arbeitsplatz und mein Fahrrad gezeigt bekam.

Sonntag in der Früh war ebenfalls keine Zeit zum Ausschlafen, da José auf einer Kindergeburtstagsparty eingeladen war und so fanden sich Verena, Sandra , José und ich, uns gegen 11Uhr auf einem riesigen Gartenareal mit Hüpfburg, Geburtstagstorte, Clown und vielen Kindern wieder. Irgendwie fand der Clown Gefallen an mir und nötigte mich förmlich Kinderspiele á la Sackhüpfen, Luftballons zwischen die Beine zu klemmen und an Mitspieler zu übergeben und Ringelreihe mitzuspielen. Auch vor einer Art Salsa kombiniert mit Reise nach Jerusalem machte er nicht Halt und ich konnte mich als Gringo auch dem ganzen nicht entziehen. Irgendwie war es dann währenddessen echt noch ganz lustig mit den kleinen Erbsen 😉 Nach dem Clownauftritt gab es noch sehr leckeren Reis, guten Nachtisch und eine überragende Geburtstagstorte. Meiner Meinung nach eine sehr amerik. angehauchte und pompöse Geburtstagsparty für ein Kind das fünf wird. Auf den Bildern ist das Geburtstagskind das Mädchen im pinken Prinzessinkleid  😉 Mein erstes Wochenende in meiner neuen Familie endete mit einer Einladung zur besten Pizzeria im Nachbarsort Cumbaya. Meine Gastschwester Sandra machte sich mit uns beiden auf den Weg in Richtung Heimat, während meine Gasteltern sich in Richtung Flughafen aufzumachen, um Thomas abzuholen. Thomas (18) ist ein weiterer Freiwilliger aus Miami, Florida, der hier in Ecuador seinen Zivildienst macht und für die nächsten 4Wochen für den Sprachkurs und somit übergangsweise bei uns wohnt. Ihr werdet ihn schnell auf den Bildern erkennen, aber als kleiner clue, es ist der mit der Baseballcap J

Die erste Woche Sprachschule

Montagmorgen nahm uns mein Gastbruder David (33), der Automechaniker in Quito ist, mit an den Rio Coca und somit sparten wir Zeit & Busfahrt. Eine Höllenfahrt, die ich so noch nie in meinem Leben miterlebt habe. Verkehrsregeln sind hier eh nur bedingt gültig, dennoch störte es meinen Gastbruder nicht mit 50km/h in einen vielbefahrenen Kreisel „reinzuhacken“ oder die Polizei mit 30km/h über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit zu überholen. Alle zwei Minuten wurde gehupt und der Motor seines Autos hörte sich nicht nach einem originalen Nissan 200SX an J Praktischerweise waren wir innerhalb von 15Minuten in Quito… Für diese Strecke braucht der Bus normalerweise 45Minuten … Dennoch ist er ein guter und verantwortungsvoller Fahrer, der bei seinen Fahrten paradoxerweise immer gerne sehr traurige Liebeslieder hört J Um 8:30Uhr waren wir dann am Treffpunkt mit den anderen Volontären und es gab viel über das Erlebte am Wochenende mit den Gastfamilien zu berichten. Da unsere Sprachschule relativ weit südlich, im Business und Vergnügungsviertel Quitos („La Mariscal“) liegt war auch genug Zeit im Bus sich darüber auszutauschen. Die Sprachschule macht einen soliden Eindruck und unsere Lehrerin ist mit perfekten Spanischkenntnissen und guten Englisch und Deutschkenntnissen eine echt qualifizierte Kraft und Bereicherung für meinen „intermedio“ („dazwischen“) Kurs. Der Kurs ist darüber hinaus sehr intensiv, da er eine Gruppe von sieben Freiwilligen umfasst. Eine große Herausforderung für mich, denn nach 4Stunden Spanisch am Stück ist selbst die höchste Motivation weggeblasen und ich gehe jeden Tag aufs Neue mit einem Helm aus der Schule.  Dennoch mache ich Fortschritte, die ich zu Hause direkt anwenden kann und auch dafür große Anerkennung bekomme. Problematisch sind lediglich die Hausaufgaben, die man eigentlich mit Abschluss des Abiturs abgeschrieben hatte -.- Der Kurs geht jetzt die nächsten zwei Wochen immer von 9-13Uhr und am 6.September komme ich dann endlich in mein Projekt zum Arbeiten…

Am Mittwochmorgen feierte unsere Familie den Geburtstag meines kleinen Gastneffen José Oswaldo. Thomas, Verena und ich schenkten ihm jeweils eine DVD, da TV eines seiner größten Hobbys ist. Wir sagen dreimal Happy Birthday, hatten einen großen Kuchen und hatten alle diese umwerfenden Partyhütchen an… Es war großartig J Weiterhin erlöste uns VASE an diesem Morgen und die Sprachschule hörte um 11Uhr mittags auf und wir fuhren den Nachmittag gemeinsam ins Centro de Historico de Quito zur Besichtigung des UNESCO-Weltkulturerbes. Ein schönes und sehr historisches Viertel gab es zu besichtigen und mir gefiel besonders das entspannte Feeling des Stadtteils. Viele Leute kamen auf dem Platz vor dem Regierungspalast zusammen, um Zeitung oder ein Buch zu lesen, sich die Schuhe für 20cent putzen zu lassen oder in der Sonne zu sitzen. Umringt von imposanten Bauwerken machte dies gleich doppelt Spaß, da das Panorama echt sehenswert war. Auch das Mittagessen nahmen wir in einer Art historischen Hof mit Brunnen und mehreren Stockwerken ein, was bauwerklich als Europäer schon echt sehenswert und exotisch war. Ich genoss die Atmosphäre dieses Ortes sehr und auch den abschließenden Museumsbesuch über die Historik der Stadt Quito fand ich sehr interessant. An dieser Stelle möchte ich euch die Geschichte trotz allem vorenthalten. Falls Bedarf bestehen sollte, bitte einfach bei mir melden J

Am Freitagabend feierten wir gemeinsam den Abschied des Zweimonatspraktikanten Kai. Grund genug für uns es zum Anlass zu machen es mal so richtig krachen zu lassen und wir probierten bzw. testeten was das lateinamerikanische bzw. ecuadorianische Nachtleben der Hauptstadt so zu bieten hat. Für mich persönlich waren die Kneipen preislich gesehen sehr billig und hatten dieses gewisse Verruchte. Das ganze Lokal war mit rotem und grünen Licht ausgeleuchtet, total verqualmt und es lief wie überall Latin Music. Rauchige ecuadorianische Stimmen um einen rum und viele Menschen, die wie überall verkaufen wollen. Auch der Bierpreis von 5Dollar für 4x 0,6Liter überzeugte. Später ging es weiter in das Bungalo, das mich doch sehr an unsere Clubs zu Hause erinnerte mit absoluter Mainstream Musik, einer Tanzfläche die aus allen Nähten platzte und ziemlich aufdringlichen Latinas daherkam.

Der Tagesausflug nach Otavalo

Am Samstag, den 28.08.2010 machte unsere Organisation noch einen Ausflug mit allen Freiwilligen nach Otavalo. Eine Stadt mit dem größten indigenen Markt Ecuadors. Hier gibt es von Leinentaschen bis ganzen Schweinen alles zu kaufen was einem Indigene so anbieten. Und das ist eine Menge! J Wir verbrachten über zwei Stunden dort und ich ließ mir beispielsweise ein Fußbändchen für 50cents maßknüpfen. Nach dem sehr üppigen Mittagessen ging es weiter in Richtung Süden, wo wir einen Wasserfall besichtigen sollten, der eine Höhe von etwa 15m besaß. Naturliebhaber und Wasserfanatiker ließen es sich nicht zweimal sagen, zogen die Badehosen an und ab dafür ins kühle Nass. Niemals zuvor hatte ich die geballte Kraft des Elements Wasser so zu spüren bekommen wie an diesem Nachmittag. Sich hier unter der Wasserfall zu stellen bedeutete kein Vitalisierung, sondern eher Faustschläge auf den Rücken. Dennoch kämpfte ich mich am rechten Felsen entlang, um in hinter den Wasserfall zu gelangen. Es war ein überwältigendes Gefühl hinter solch geräuschvollen und prasselnden Wassermassen zu stehen und genau von diesen umringt zu sein. Für mich definitiv ein Highlight dieses Aufenthaltes. Doch auch das Verweile an diesem Ort war von kurzer Dauer, da wir weiter zum Nationalpark Hosteria Cuicocha (www.cuicocha.org)  fuhren, um dort den Vulkansee zu befahren. Die Aussicht hier war wirklich überragend und es war ein erfrischendes Gefühl die tiefe Sonne auf dem See glitzern zu sehen. Am besten schaut ihr euch meine Bilder des Sees an, der an seiner tiefsten Stelle 146m tief ist. Nebenbei wurde auch das gesamte Gelände für Menschen gesperrt und niemand darf hier wohnen oder sich nach 20Uhr aufhalten. So das war es vorerst mit meinem Bericht der letzten zwei Wochen und ich hoffe auf eure konstruktive Kritik in der Rubrik Comments… Ab nächste Woche Montag beginnt meine Projektarbeit, auf die ich mich schon echt sehr freue und bin schon gespannt was meine Arbeitsstelle für die nächsten 11Monate so zu bieten hat… Mein nächster Beitrag wird dann die ersten Eindrücke meines Projekts beinhalten und mein Essen hier auch mal etwas genauer unter die Lupe nehmen….

So far… aus dem fernen Tumbaco!

Euer Marcel

Um die ganzen Anreden zu sparen, habe ich mich nun entschlossen diese einfach wegzulassen, denn schließlich ist ja schon im ersten Beitrag klar geworden wen ich anspreche 😉 Jetzt kann ich einfach drauflos bloggen ohne dass sich jemand vergessen fühlt 😛

Wir schreiben heute den 28.07.10 und ich sitze in meinem Zimmer, da es draußen regnet wie aus Eimern und Mr. Sunshine sich schon seit meiner Ankunft aus Bulgarien vorgestern nicht hat blicken lassen 😦 Vom 12.07-18.07 fand das sog. VOS (Vorbereitungsseminar) in Friedrichroda statt. Für alle die nicht wissen sollten wo es ist, das Dorf liegt dort wo es die höchsten Postleitzahlen in Deutschland gibt 😉

Nach einem wunderschönen Aufenthalt in Holland mit meiner Freundin und einem befreundeten Pärchen, von dem wir Sonntagnachmittag zurückkehrten, blieb mir wenig Zeit mein Pferd für das VOS zu satteln. Nicht nur die Wäsche war ein Problem, sondern das WM-Endspiel fand an diesem Abend statt und das musste selbstverständlich im Casa de Engler im eigenen Heimkino geschaut werden. Wie sich unschwer erkennen lässt war mein zeitliches Kontingent äußerst beschränkt …

Montag um 10.30Uhr startete ich schließlich meine Reise mit dem ICE in die Heimat der Wartburg. Mit mehrmaligem Umsteigen und einigen Verspätungen kam ich erschöpft, aber glücklich im Klosterpark Rheinhardsbrunn an. Den ungefähren Ablauf kannte ich ja schon vom vorherigen 3-tägigen InfoVOS Ende März. Eine ganz besondere Angst plagte mich schon Wochen im vorraus, denn so ist das kulinarische Leitbild meiner Organisation ICJA e.V. doch durchweg vegetarisch. Die Herausforderungen des Freiwilligenjahres beginnen eben schon im Inland 😉 Glücklicherweise hat unser Koch Dirk unter Einfluss von selbstgemachtem Haselnussschnaps dann doch die ein oder andere Schweinelende am Abend serviert. Doch das nur am Rande J Der Programmauftakt war relativ schleppend: Hausregeln erklären, Spiele zum Kennenlernen, Vorstellungsrunden, Zimmeraufteilungen usw.

Dienstag ging es dann richtig los und Betreuer, sowie Teilnehmer begannen Gas zu geben. Vormittags starteten wir ein Experiment, in dem wir uns ehrenamtlich im Dorf engagieren sollten. Egal ob Bäcker, Privathaushalt oder Verkaufsstand… Wir waren frei und sollten schauen wohin uns die Winde tragen werden. Mein Zimmerkollege Basti und ich schrieben uns im Ramada Hotel ein, wo wir unmittelbar zum Unkraut rupfen abkommandiert wurden. Später nutzte dann noch eine Fachangestellte für Reinigungswesen ihre Gunst der Stunde um uns Hochdruckarbeiten in der Dusche des Wellnessbereichs durchführen zu lassen. Dieser Hochdruckreiniger stand symbolisch für den Druck, den sie uns machte, als wir höflich anfragten unsere Arbeit vorzeitig zu beenden, da das Mittagessen warte. Eine ganz schöne Unverschämtheit… Andere Mitstreiter hatten mehr Glück. Ich habe von Einladungen in Cafés nach erledigter Arbeit gehört und freundliche Verabschiedung in Briefform, da der „Arbeitgeber“ frühzeitig das Haus verlassen musste. Die 400m weiter ins Ort hätten sich aller Wahrscheinlichkeit nach wohl doch gelohnt… Freiwilligenarbeit ist halt kein Ponyhof…

Mittwochs wurde eine sehr interessante Einheit zum Thema Rassismus abgehalten. Es wurde hier versucht uns für rassistische Verhaltensmuster und Aussagen zu sensibilisieren. Auch über rassistische Ausdrucksweisen in Blogs wurde gesprochen und unsere immense Verantwortung, die einem Schreiberling mit seiner textlichen Projektion der Dinge obliegt. So kann man beispielsweise die Aussagen „Ich hab hier unten eine Schule“ oder „die schwarzen haben alle dem Rhythmus im Blut“ durchaus rassistisch sehen. Zwar sind diese wahrscheinlich subjektiv nicht so gemeint, dennoch kann man sie objektiv als solche werten. Niemand hat hier unten eine Schule, sie ist keinesfalls dir und es gibt sicherlich auch Farbige, die kein Rhythmusgefühl haben und überhaupt nicht gerne tanzen. Dafür ein offenes Auge zu besitzen fällt vielen sehr schwer, da unbestreitbar ein gewisser Rassismus in unserer Gesellschaft vorherrscht. Nicht umsonst ist Deutschland unter den TOP5 von allen 27 EU-Ländern in einer Studie des UN-Sonderbeauftragten gegen Rassismus. Ebenso war der Fakt hochinteressant, dass in den Aufzeichnungen von Wikingern und Seefahrergeschlechtern vor Kolumbus die andere Hautfarbe der anderswo ansässigen Bevölkerung nie erwähnt wurde. Landschaft, Verhaltensweisen und Rituale wurden beschrieben, jedoch schien die Hautfarbe damals unwichtig. Diese Selektion, die wir heute kennen scheint ein gesellschaftliches Phänomen zu sein, dass sich scheinbar im Zuge des Kolonialismus entwickelt hat.

Donnerstag erwartete uns ein ähnlich spannendes Thema: Weltwärtskritik. Zur Erklärung: Weltwärts ist das vom Bundesministerium für Entwicklung geförderte Programm mit dem ich Ausreise. Dieses stellt jährlich 70Millionen Euro bereit um damit Jugendlichen aus Deutschland die Ausreise in Länder, die wir Entwicklungsländer nennen, zu ermöglichen. Nun haben wir im Gruppengespräch kritisch hinterfragt: Bringen wir das Land mit unserer Anwesenheit überhaupt weiter? Geht es bei dem ganzen nicht primär um eigene Interessen, wie z.B. Erwerb von Sprachkenntnissen und sozialen Kompetenzen? Warum wird dieses Programm dann aus dem Bundesetat für Entwicklung bezahlt und nicht aus dem Etat für Bildung? Haben diese jeweiligen Länder nicht sogar einen Überschuss an unqualifizierten Kräften? Warum sind wir berechtigt ohne pädagogische Ausbildung zu unterrichten oder ohne Agrarwissen auf einer ökologisch nachhaltigen Farm zu arbeiten und dort Nahrung für eine ganze Region zu kultivieren? Bereichern sich die Industrienationen am sozialen Bedarf der Entwicklungsländer und schicken ihre Sprösslinge dorthin um im internationalen Vergleich und im Kontext der globalisierten Arbeitswelt konkurrenzfähig zu sein? Ich muss zugeben diese Einheit hat mir einen komplett neuen Blickwinkel auf dieses Programm eröffnet. Vorher war mir eine Euphorie bezüglich meines Auslandaufenthaltes entgegengebracht worden, wie ich sie selten erlebt habe und auch die Tatsache das harte Bewerbungsverfahren überstanden zu haben schmeichelt einem natürlich. All das Neue reizt und man freut sich auf sein „persönliches“ Abenteuer… Doch ist diese Haltung nicht der wahre Egoismus? Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass interkultureller Austausch wichtig ist, um vorherrschende Blockaden, Hindernissen und Vorurteilen entgegenzuwirken. Im Großen und Ganzen betrachtet bringt es dem jeweiligen Land möglicherweise wenig, aber das Land kann ich als Individuum selbstverständlich nicht verändern, was ich durchaus auch gar nicht möchte. Vielmehr kann ich persönlich Menschen helfen, diese weiterbringen, von Ihnen lernen, Freundschaften schließen und mit ihnen lachen und viel Spaß haben. Daher kann so ein Austausch für meine dortige Umgebung und mich definitiv effektiv sein, die Frage ist immer nur was man individuell daraus zieht.

Freitag hatten wir nach dem Frühstück einen Kurs zum Thema „Gender“, was auf Deutsch „Geschlechter“ bedeutet. Hier haben wir explizit die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft besprochen und das wiederrum auf unser Gastland übertragen. Themen wie Ungerechtigkeiten innerhalb der Gesellschaft, Frauenquote, Verhalten in der Disko, Bedeutung eines Kusses und Status der Frau wurden angesprochen. Eine sehr interessante Einheit mit vielen neuen Informationen. Mein Gruppenleiter erzählte mir z.B. wie er erlebt habe, dass er als „großer weißer Mann“ aufgrund seines vermeintlichen Wohlstandes von 6 Frauen in einem Lokal aggressiv angebaggert wurde. Dennoch waren in unserer reinen Männergruppe diese Themen relativ schnell abgehackt und wir waren etwa 1h vor der vorgesehenen Zeit fertig. Die Mädchengruppen überzogen alle 30Minuten 😉

Am effektiv letzten Seminartag kam zur Sprache wie ich denn überhaupt unterrichten soll in einer Grundschule in Ecuador mit durchschnittlichen Sprachkenntnissen und ohne pädagogische Ausbildung. In der Gruppe erarbeiteten wir mögliche Unterrichtsmethoden, da alle 50 Teilnehmer selbst 13Jahre zur Schule gingen, hatten alle von Kuschel- bis Aggressionspädagogik genug erlebt und zu berichten. Alles wurde auf einem Plakat gesammelt und ich glaube jeder hat sich so in etwa sein eigenes Konzept mit nach Hause genommen. Meines beinhaltet Autorität, drei Stufen des Herantastens an die Kinder („Eis brechen“), Gerechtigkeit, Konsequenz und Motivation durch Belohnung. Sicherlich wird das in der Praxis nochmal eine ganz andere Qualität annehmen, aber ich bin gespannt, ob sich mein Konzept bewähren wird. Ihr werdet es als treue und fleißige Leser noch erfahren. J

Sonntags klang das Seminar dann langsam mit einer Putzparty des ganzen Hauses und einem letzten gemeinsamen Mittagessen aus… Ein Kollege, der nach Köln musste ließ mich dann in Gießen raus und ich fuhr noch das letzte Stück mit dem Regionalzug nach Hause. Im Zug dachte ich noch lange über das so eben vergangene Seminar nach und ich empfand es nicht nur als gelungen, sonder für mich persönlich war es absolut wegweisend. Ich habe tolle Leute und super Persönlichkeiten kennen und schätzen gelernt, die ich nicht missen möchte. Der Austausch war besonders wichtig, denn in meinem Freundeskreis und Umfeld ist niemand in der gleichen Situation wie ich momentan und daher war das Verständnis und der Vibe mit den anderen Freiwilligen sofort dar. Mir hat es einen riesigen Spaß gemacht und die Erfahrungen und Impressionen waren Gold wert! Ich fühle mich jetzt gut vorbereitet und gewappnet für meinen Einsatz in Ecuador! Jetzt wird es rasant gehen und ich sitze im Flieger nach Amsterdam um von dort aus nach Quito umzusteigen! Noch 19Tage…

Ecuador kann kommen! ÓLE !

Peace

Euer Marcel

7 Wochen noch …!

Veröffentlicht: Juni 28, 2010 in Vor der großen Abreise

Liebe Familie, liebe Förderer, liebe Freunde, liebe Bekannte und liebe Leser,

ich heiße euch alle herzlich willkommen auf meinem Blog. Diesen habe ich so eben eröffnet um meine gesamte Erfahrung Ecuador zu dokumentieren. Ich werde hier aktuelle Updates, Erfahrungen, Erlebnisse und auch Impressionen in Form von Fotos posten. Alle die sich für mich und meine Zeit interessieren, darüber hinaus vielleicht sogar Interesse an einer fremden Kultur und anderen Menschen haben sind herzlich dazu eingeladen diese mit mir oder durch mich zu entdecken 😉 Wir schreiben heute Montag, den 28.Juni 2010 und ich sitze hier im schönen Eschborn bei 29Grad im Schatten auf meinem Balkon und lasse meine Erinnerungen Revue passieren. Wie fing mein ganzes Projekt überhaupt an ?

Im Sommer letzten Jahres hatte ich gerade die zwölfte Klasse beendet und die Zivildienstfrage war für mich noch unglaublich weit entfernt. Jedoch inspirierte mich meine gute Freundin Michaela zu dem Gedanken, dass man seinen Zivildienst auch im Ausland ableisten könne, so wie es ihr jetziger Freund Fabian in Jordanien getan hatte. Die Verbindung war schnell hergestellt und nach einem Gespräch via Skype erklärte mir Fabian wie das alles mit dem sog. Weltwärts Programm funktioniert. Ich fuhr mich schnell auf diesen Gedanken fest und es begann mich immer mehr zu begeistern, diese Faszination Auslandsjahr auch mal selbst zu erleben. Schnell war mein Streben nach Erfahrungsmaximierung geweckt, als ich unzählige Projekte in den verschiedensten Ländern in der Projektliste durchstöberte. Meine Wahl fiel auf drei versch. Organisationen, wovon die erste mir persönlich am besten gefiel.(www.icja.de) Diese hatte ihren Bewerbungsschluss auch schon recht früh und eine halbe Stunde vor Abgabedatum war meine komplette Bewerbung mit Referenzen und Ehrenamtsbescheinigung hochgeladen. Ein Telefoninterview folgte jetzt noch knapp einen Monat später , welches auf eine halbe bis dreiviertel Stunde angesetzt war, woraus letzten Endes jedoch eineinhalb Stunden wurden =) Die anderen zwei Organisationen, die ich ebenfalls favorisierte hatten ihre Bewerbungsfristen Ende Januar und Ende April und so hätte ich, im Falle einer Absage, noch genug Zeit und Spielraum gehabt eine weitere Bewerbung zu verfassen. Dazu kam es glücklicherweise nie, da ich am 4.Januar die Zusage für meine Erstwahl Ecuador in der Hand hielt. Die Chance war mir gegeben, Gott war mit mir und mein Herz machte einen riesigen Sprung. Im Nachhinein kann ich sagen, dass mich diese Zusage stolzer und glücklicher machte als mein Reifezeugnis. Nun war noch eine schriftliche Zusage zu senden und ein Flugpfand von 300€ zu überweisen und nun wurde es vorerst sehr still um das Thema Ecuador, da das schriftliche Abitur auf dem Plan war und meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit forderte  😛 Direkt nach dem schriftlichen Abitur fuhr ich auf ein sog. VOS (Vorbereitungsseminar) des ICJA und verbrachte drei Tage in Friedrichsroda in Thüringen. Hier lernten die Freiwilligen einander kennen, man wurde kreativ und wir setzen uns intensiv mit gesellschaftlichen und Kulturellen Umständen und Gegebenheiten in anderen Ländern auseinander. Alles in allem eine sehr schöne Erfahrung. Nun war mir von meiner Organisation aufgetragen einen Förderkreis zu kreieren, d.h. dass sich idealerweise der Eigenanteil an meinem Auslandsjahr  aus Spendengeldern zusammensetzen sollte. Nach Telefonaten und persönlichen Gesprächen hatte ich schließlich die Zusage von sieben Freunden und Familienmitgliedern!!! Die große Bereitschaft, Hilfe, Begeisterung und Zuspruch, der mir damals entgegengebracht wurde überraschte mich positiv, beeindruckte mich persönlich und ermutigte mich zugleich. Später dazu aber noch mehr. Zunächst einmal hatte ich mich mit einem Candidates Application (Bewerbung an die Gastfamilie), einem Certificate of Health (Gesundheitszertifikat mit ärztlicher Action) und meiner Prioritätenliste für die vorhandenen Projekte rumzuschlagen. Das einzig interessante daran war eig. Die Projektliste und ich wählte für mich drei Schulprojekte in Quito und Umgebung aus. (1.Ein Bildungszentrum 2. Eine Mädchenschule und 3. Eine Grundschule ). Ja, ich wollte Lehrer werden, mich meinem in mir vorherrschen Klischee über diesen Beruf stellen und mich mit dem interessanten Feld der Pädagogik konfrontieren. Unterricht in Englisch, Mathe und Sport … Genau das ist es, dachte ich mir damals, wie auch noch heute 😉 Die ganze Geschichte war relativ knapp von ICJA kalkuliert und ich musste mich wirklich beeilen das ganze zeitgemäß einzureichen.  Kurz darauf  erfuhr ich durch einen sehr netten Jungen Mann, der sich per E-Mail an mich wandte mein Projekt in Ecuador. Die endgültigen Projektzusagen von ICJA waren noch nicht draußen, da nannte er mir bereits meine Funktion, meine Tätigkeit und meine Gastfamilie!!! Ich werde Unterricht an der Grundschule machen, der Schule „Benito Juarez“ in Tumbaco, dem Tal des ewigen Frühlings 😉 Meine Gastfamilie hat zwei Häuser, in dem einen wohnt ein Seniorenpaar, die auch meine Gasteltern sein werden und in dem anderen die Tochter der beiden, die ebenfalls drei Kinder hat. Ich hatte ein Schulprojekt bekommen, also genau das was ich wollte… WOW!! Auch die Gastfamilie hörte sich gut an und Robert ( so sein Name ), der ebenfalls bei meiner zukünftigen Gastfamilie wohnt, versicherte mir eine wirklich nette und interessierte Familie. WOW²!!! Ich war und bin immer noch schwer begeistert! Zurück zu meiner kleinen Chronologie:P Nach einem wunderschönen Urlaub mit meiner Freundin in Portugal, begann sich die Schule langsam dem Ende zuzuneigen, das mündliche Abitur und der Abiball näher zu rücken. Diese ganze Zeit ist wie im Flug vergangen. Es war eine spürbar kurze, jedoch intensive Zeit, die mir für immer in Erinnerung bleiben wird. Unmittelbar nach dem Abiball brach die Stufe 13 der AES  zu einer ebenfalls sehr intensiven, sogar exzessiven Zeit auf 😉 Eine Woche Abifahrt am Balaton, von der ich gestern zurückgekehrt bin. Soviel zu meinem letzten halben Jahr.

Meine Visumspapiere sind beim ecuadorianischen Konsulat in Frankfurt am Main eingereicht (mit polizeilichen Führungszeugnis, Tätigkeitsnachweise, Gesundheitszertifikat, usw…) und ich hoffe ich kann sie möglichst noch diese Woche abholen, da der Herr Konsul ab nächsten Montag für vier Wochen im Urlaub ist. Mein Flugticket halte ich ebenfalls schon in meinen Händen! Abflugdatum ist der 16.August 2010!!! Morgen werde ich zu meinem Tropenarzt in Eschborn aufbrechen um mich gegen Hepatitis A, Diphterie, Typhus, Tollwut und Gelbfieber impfen zu lassen! Des Weiteren muss ich noch zur Post um mich hier für mein Onlinekonto bei der DKB AG identifizieren zu lassen. Ich habe mich für diese Bank entschieden, da ich per VISA Karte weltweit kostenlos an Bargeld herankomme und somit die EC Gebühr von 5€ spare und VISA eine viel größere Automatenhäufigkeit aufweist als EC. Bis übermorgen muss auch die Eigenbeteiligung, mitsamt Förderliste, beim ICJA einreichen!! An drei Universitäten muss ich mich ebenfalls diese Woche noch bewerben, um die zwei Wartesemester zu bekommen und herausfinden ob mein Vater mich während meiner Zeit im Ausland immatrikulieren kann oder ich dies selbst von Ecuador aus erledigen muss. Gestern hat mich auch noch mein maltesischer Freund Clint zu Hause überrauscht und sich für eine Woche angekündigt, was mich riesig gefreut hat !!!(Ich mag Spontanität J) Ihr seht mir wird ganz bestimmt nicht langweilig, wobei all diese Dinge in dieser Woche geschehen müssen, da ich danach drei Wochen am Stück im Urlaub bin und Anfang August (drei Wochen vor Ausreise) jegliche obligatorische Aktion bezüglich meines Auslandsjahres absolut verspätet wäre. Nebenbei geht’s am  Sonntag  mit meiner Freundin und einem weiteren befreundeten Pärchen für eine Woche in die Hauptstadt der Niederlande bzw. nach Zandvoort an den Strand in die eigens gemietete Ferienwohnung. Am 12.Juli geht das lange, zweite und einwöchige VOS vom ICJA los, wo ich unter anderem meine Spanischkenntnisse unter Beweis stellen muss und noch viel mehr zu Lateinamerikas Kultur und Mentalität erfahren werde! Zum Schluss geht’s dann noch für eine Woche nach Bulgarien, als Abschlussurlaub mit meinen Freunden hier aus Eschborn!! Ich weiß schon jetzt, dass ich so viele Menschen in meinem Leben sehr vermissen werde und dieser Abschied am Flughafen herzzerreisend werden wird! Aber irgendwie ist das alles noch ganze 7 Wochen entfernt und ich habe noch eine Menge Spaß und Erlebnisse mit allen wichtigen Menschen vor mir!!

So far…. Njoy!

Marcel

Mit diesen Worten möchte ich meinen Spendern und Förderern danken, die mir das ganze Auslandsjahr ermöglicht haben und mich so tatkräftig unterstützen! Wie ich eben schon oben sagte, hat mich der Zuspruch, der Glauben und das Vertrauen echt motiviert und absolut umgehauen! Ich weiß nicht, wie ich meinen Dank für diese Chance in Worte fassen soll, weil alles das was ich an Erfahrung, Menschlichkeit und Selbstbewusstsein in diesem Jahr dazu gewinnen werde ist mit Geld niemals aufzuwiegen und es zeugt ebenfalls von Größe das zu erkennen!!

Special thanks to:

Familie Bode

Familie Brum

Familie Oppel

Familie Glanz

Familie Richert

Und natürlich meinem Dad, dass er mich immer wieder so toll unterstützt =)